Der entscheidende Unterschied zwischen einer natürlichen Kükenaufzucht und einer künstlichen Aufzucht besteht darin, dass bei der ersten Variante die Glucke das Aufziehen der Küken übernimmt, während bei der zweiten Variante die Glucke durch den Menschen ersetzt wird. Das macht zum einen deutlich mehr Arbeit, bindet Dich auf der anderen Seite jedoch sehr viel enger an die Küken. Denn ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens bist Du die neue Hühner-Mama.
Natürlich ist hierfür ein gewisses Maß an Grundwissen nötig, welches ich Dir in diesem Artikel vermitteln werde. Andererseits ist es immer hilfreich, wenn Du darüber hinaus auch auf Dein Bauchgefühl hörst. Und ganz wichtig: Hab keine Angst davor, etwas falsch zu machen! Mutter Natur hat die kleinen Küken bereits so ausgestattet, dass Du nur noch ein wenig nachhelfen musst. Und jetzt geht´s los:
Die Küken schlüpfen: Jetzt bloß nicht nervös werden
Je nachdem was für einen Brüter Du für die künstliche Brut verwendest, beginnt der Schlupfprozess bei Motorbrütern mit der Umlage der Bruteier in die Schlupfhorde und bei Flächenbrütern mit der Umlage auf den Drahtrost.
Zunächst wird das Küken die Eierschale mit seinem Eizahn durchbrechen und die Schale dann nach und nach immer weiter aufbrechen, bis es schlussendlich aus dem Ei schlüpfen kann. Es ist zu empfehlen, die Luftfeuchtigkeit während dieser Zeit zu erhöhen.
Denn bei jedem Öffnen des Brutapparates fällt das Schlupfklima ab mit der Folge, dass die Eihaut zäh und ledrig wird und damit das Schlüpfen für das Küken deutlich erschwert wird. Hierdurch können die Küken geschädigt werden und möglicherweise sogar während des Schlüpfens sterben.
Bitte die Küken nicht zu früh aus dem Brutapparat holen
Ein Fehler, den Hobby-Hühnerhalter leider oft begehen ist der, dass die Küken zu früh aus dem Schlupfgerät entnommen werden. Am besten lässt du die Küken in den ersten 24 Stunden im Brutgerät. Hier sind sie geschützt und haben das optimale Klima. Auch benötigen sie währen dieser Zeit kein Futter, da sie mit Nährstoffen aus dem Dottersack versorgt werden.
Nimmst Du die Küken zu früh aus dem Gerät, also bevor sie richtig getrocknet sind und sich vom Schlupfprozess erholt haben, können Probleme bei der nachfolgenden Aufzucht entstehen. Bei einem zu frühen Umplatzieren der Küken in die möglicherweise noch nicht optimal temperierte Aufzuchtstätte, könnten die Küken unterkühlen oder sich erkälten.
Das Kükenheim als Unterbringung für die frisch geschlüpften Küken
Die Frage aller Fragen: Wo sollen meine Küken wohnen?
Idealerweise werden Deine Küken in einem sicheren Kükenheim wohnen, welches Du bereits fertig kaufen kannst. Alternativ kannst Du mit einigem handwerklichen Geschick auch eines selbst bauen.
Es soll auch Hühnerhalter geben, die einen einfachen Pappkarton hierzu verwenden.
Diese Vorteile bietet ein gekauftes Kükenheim
- Ein fertiges Kükenheim ist bereits mit einer Heizung ausgestattet, die automatisch für eine stets optimale Temperatur sorgt. Diese Arbeit musst Du also schon mal nicht mehr übernehmen.
- Ein Kükenheim spart sogar Strom! Denn die kontrollierte Belüftung und die stets gleichbleibende Temperatur sorgt dafür, dass der Stromverbrauch gesenkt wird. Zum Vergleich: Der mittlere Verbrauchswert eines Kükenheims liegt etwa bei 40 Watt. Dies steht im krassen Gegensatz zur handelsüblichen 250 Wattglühbirne im Dauerbetrieb. Dein gekauftes Kükenheim hast Du also irgendwann durch das Einsparen der Stromkosten refinanziert.
- Kükenheime gibt es in verschiedenen Größen zu kaufen, so dass auch Du etwas Passendes finden wirst.
- In einem Kükenheim haben es Deine Küken stets warm und gemütlich und sind niemals der Zugluft ausgesetzt. Die besten Voraussetzungen also dafür, dass Deine Küken prächtig gedeihen können.
- Ein gekauftes Kükenheim zeichnet sich darüber hinaus dadurch aus, dass es sich einfach reinigen lässt.
Die Nachteile eines gekauften Kükenheims
- Platz reicht oft nur für die ersten zwei Lebenswochen der Küken.
- Hoher Anschaffungspreis.
Wie so oft im Leben haben wirklich gute und praktische Dinge seinen Preis. Warum sollte es also bei einer standesgemäßen Behausung für Deine Küken anders sein. Der Anschaffungspreis richtet sich nach der Größe und der Ausstattung des Kükenheims. So solltest Du für ein großes und hochwertiges Modell etwa 350 Euro einplanen. Kleinere Varianten gibt es schon ab ca. 80 Euro zu kaufen.
Für die Hobby-Hühnerhaltung im eigenen kleinen Garten ist ein kleineres Modell durchaus ausreichend. Nachfolgend habe ich Dir ein Kükenheim herausgesucht, das den Ansprüchen im Stadtgarten gerecht wird.
Kükenheim aus Plastik für bis zu sechs Küken für die ersten zwei Lebenswochen
Optimal und ausreichend für die ersten Schlüpf- und Aufzucht-Erfahrungen
Kükenheim aus Metall für bis zu 50 Küken für die ersten Lebenswochen
- Kükenaufzuchtbox aus verzinktem Stahl. Diese Box ist von oben zu öffnen, wodurch Sie sehr leicht an die Küken heran kommen um sich von deren Wohl zu überzeugen.
- Die Aufzuchtbox wird zerlegt in einem Karton geliefert. Die Montage gestaltet sich sehr einfach.
- Maße: 101 x 54 x 51 cm (BxHxT)
Darauf solltest Du beim Kauf eines Kükenheims achten
Bevor Du Dich auf die Suche nach einem geeigneten Modell begibst, überlege Dir, wie viele Küken Du überhaupt beherbergen möchtest. Das ist wichtig zu wissen, damit Du später die richtige Größe auswählen kannst.
Diese Kriterien helfen Dir beim Kauf:
- Ist das Produkt von einem bekannten Hersteller?
- Für wie viele Küken ist das Produkt ausgelegt?
- Ist die Reinigung problemlos und schnell möglich?
- Ist die Kotschublade fest verbaut oder kann sie herausgenommen werden?
- Sind Futter- und Wasserbehälter große genug, damit alle Küken gut versorgt werden können?
- Ist die Leistung der Heizung ausreichend?
- Ist ein integriertes Thermometer vorhanden?
Das Kükenheim Marke Eigenbau
Mit ein wenig handwerklichem Geschick ist der Bau eines Kükenheims durchaus eine gute Alternative zur gekauften Variante, sofern Du dabei einige Dinge beachtest:
- Baue Dein Kükenheim so, dass die Küken niemals Zugluft ausgesetzt sind.
- Sorge für ein ausreichendes Platzangebot.
- Achte auf die richtige Temperatur.
Die Vorteile des selbstgebauten Kükenheims
- Günstig in der Anschaffung
- 100-prozentig auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten
- Einfacher Bau mit nur wenig Utensilien
Die Nachteile des selbstgebauten Kükenheims
- Vergleichsweise hoher Arbeitsaufwand
- Handwerkliches Geschick ist Voraussetzung
- Unterschiedliche Werkzeuge werden benötigt
Was ist die richtige Größe für ein Kükenheim?
Ich möchte mich an dieser Stelle ungerne auf eine bestimmte Größe festlegen, da diese von verschiedenen Faktoren abhängig ist, und zwar
- von der Anzahl Deiner Küken,
- von der Größe der Rasse Deiner Hühner und
- wie schnell Deine Hühner wachsen.
Die künstliche Aufzucht per Hand kann beginnen
Die richtige Temperatur ist entscheidend
Neben der Wärmequelle sollten die Küken auch die Möglichkeit haben, sich der Wärme zu entziehen. Ab dem 5. bis 7. Tag kann die Temperatur dann alle 2 Tage um 1 Grad Celsius reduziert werden. Die Temperatur sollte dabei allerdings nicht unter 18 Grad Celsius fallen.
Mit etwa sechs bis acht Wochen sind die Küken schon gut befiedert und können ihren ersten Ausflug ins Freie unternehmen. Und wie bei uns Menschen, tut auch den Küken viel Bewegung gut und fördert ihre Entwicklung.
Was eignet sich besser als Wärmequelle: Wärmeplatte oder Wärmestrahler?
Um Deinen Küken stets die optimale Temperatur zu bieten, brauchst Du eine Wärmequelle. Dies kann entweder eine Wärmeplatte oder ein Wärmestrahler sein.
Die Wärmelampe
Die Wärmelampe ist eine hängende Wärmequelle mit einer speziellen Birne, die nur wenig sichtbares Licht erzeugt, dafür umso mehr Wärmestrahlung. Für die Einstellung der richtigen Wärme ist etwas Erfahrung nötig, um einzuschätzen, wie hoch oder tief die Lampe angebracht werden muss.
- Top Qualität *Made in Germany* - Original Wärmelampen von Eider | seit Jahrzehnten weltweit bewährt
- Der Aluminiumschirm hat 12 statt 9 Lüftungsschlitze für eine bessere Luftzirkulation
- Der Schirm ist aus verstärkten Aluminium hergestellt
- Der benutzte Kunststoff ist nach der Vorschrift UL94 als V-0 klassifiziert und entspricht somit der höchsten Sicherheitsstufe und ist nicht entflammbar!
- Bekannte Qualität der Firma EIDER
Die Wärmeplatte
Bei einer Wärmeplatte handelt es sich in der Regel um eine quadratische Platte, deren höhenverstellbare Beine so eingestellt werden können, dass die Küken darunter Platz finden. Die Platte ist beheizbar und simuliert dadurch eine Hühnerglucke.
- Küken-Wärmeplatten-Set bestehend aus: Wärmeplatte 25x25cm und Temperaturregler
- Niedriger Stromverbrauch (13 Watt) / Einfache Handhabung und Höhenverstellung
- Wärmen der Küken erfolgt auf natürliche Weise / Geeignet für ca. 20 Küken
- Sparsamer als jede Infrarot- oder Wärmelampe
- Angebots-Set zum Vorteilspreis inkl. Temperaturregler
Diese Aufgaben musst Du als Hühner-Mama übernehmen
Da Deine Küken ohne Glucke aufwachsen, musst Du den Küken zeigen, wo ihr Futter und das Wasser steht und wie sie beides zu sich nehmen. Es hilft wenig, wenn Du das Küken vor die Futterstelle setzt, da es von allein nicht weiß, was es tun soll. Picke mit Deinem Finger in das Futter und ahme so den Schnabel der Glucke nach. Du wirst sehen, es dauert nur wenige Sekunden, bis das Küken begriffen hat, dass es seinen Schnabel in das Futter stecken muss. Ähnlich verhält es sich mit dem Trinkwasser. Tippe ebenfalls mit dem Finger in das Wasser. Wenn nötig, tunke den Schnabel des Kükens kurz hinein, bis es selbständig mit dem Trinken beginnt. Das war´s schon. Geht ganz einfach.
Später musst Du den Küken noch den Auslauf zeigen und aufpassen, dass sie den richtigen Weg finden. Das wird sich jedoch auch schnell einspielen. Ach ja, auf allen Vieren musst Du nicht kriechen, um den Küken das Scharren beizubringen. Das ist glücklicherweise angeboren.
Was fressen meine Küken?
Bei der Fütterung Deiner Küken per Hand gilt dasselbe wie für die natürliche Kükenaufzucht durch die Glucke.
Alles zum optimalen Kükenfutter findest Du in meinem Artikel „So gelingt die natürliche Kükenaufzucht im eigenen Garten: Eine Anleitung für Anfänger“.
Wann dürfen die Küken zu den anderen Hühnern gesetzt werden?
Irgendwann, wenn Deine Küken zu Junghühnern herangewachsen sind, wird es Zeit, sie mit den anderen Hühnern zusammenzuführen. Dies geschieht bei Küken aus der Kunstbrut etwa mit acht Wochen. Dabei kannst Du die Küken jedoch nicht einfach zu den anderen Hühnern setzen und sie ihrem Schicksal überlassen. Vielmehr ist eine langsame Gewöhnung angebracht, um so den Grundstein für ein gutes Klima im Hühnerstall zu legen.
So setzt Du die Küken zu den anderen Hühnern: Eine Anleitung
- Zunächst kommen Deine Küken in einen durch einen Zaun abgetrennten Bereich des Hühnerstalls. So können sich sowohl die Küken als auch die anderen Hühner vorsichtig beäugen und sich ein wenig aneinander gewöhnen.
- Nach ungefähr drei Tagen kannst Du den Zaun ein kleines Stück öffnen, so dass die Küken den Hühnerstall erkunden und erste Kontakte zu den anderen Hühnern aufnehmen können.
- Achte darauf, dass die Küken ihr Futter und das Wasser noch in ihrem abgetrennten Bereich bekommen.
- Nach spätestens zehn Tagen sollten sich die Küken und die Hühner soweit aneinander gewöhnt haben, dass Du den Zaun entfernen kannst. Beobachte Deine Küken dabei genau, ob sie nicht eventuell zu sehr von den anderen Hühnern gehackt werden. Ist das der Fall, so müssen die Küken noch ein paar Tage länger in ihrem abgetrennten Bereich verweilen. Wenn alle Tiere sich vertragen, kannst Du den separaten Bereich auflösen.
Diese Anleitung ist nicht als eine Universal-Gebrauchsanweisung zu verstehen, sondern soll Dir vielmehr eine Orientierungshilfe bieten. Denn Hühner haben ihren eigenen Kopf und Charakter. Wie ich bereits zu Anfang des Artikels geschrieben habe, kommt hier Dein Bauchgefühl zum Einsatz.
Abschließend empfehle ich Dir noch, meinen Artikel „So gelingt die natürliche Kükenaufzucht im eigenen Garten: Eine Anleitung für Anfänger“ zu lesen. Hier findest Du weitere Informationen, die auch für die künstliche Kükenaufzucht gelten.